
Jobpoint – Keine Ahnung, welcher Job passt?
So oder ähnlich hören wir Aussagen von Jugendlichen in unserem Jobpoint (weitere Infos finden Sie unter der Rubrik „Projekte“). Um den Jugendlichen in dieser wichtigen Phase eine Orientierung zu bieten und sie bei der Entscheidung zu unterstützen, haben wir bereits 2012 unseren Jobpoint gegründet.
Die Bedeutung dieser Einrichtung zeigt nachfolgendes Interview mit Markus Knecht, welches in den Schorndorfer Nachrichten am 15.05.2025 veröffentlicht wurde:
Von Michaela Kölbl / Remshalden
Vor Markus Knecht sitzen die, die nicht so recht wissen, was mal aus ihnen werden soll. Und das sind nicht nur Remshaldener Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 17 Jahren. Tatsächlich finden immer öfter Menschen den Weg zu ihm, die mit 30 Jahren noch immer arbeitslos sind und Unterstützung brauchen.
Aber was rät er Orientierungslosen auf Jobsuche? „Erst mal versuchen wir, gemeinsam herauszufinden, in welche Richtung der Beruf gehen sollte.“ Oftmals sei da das Ausschlussverfahren einfacher. Schließlich wüssten Betroffene beispielsweise ziemlich genau, wenn sie nicht gerne mit Menschen Kontakt haben. Dann könnten verschiedene Ausbildungsberufe natürlich direkt ad acta gelegt werden: „Dann brauch ich nicht in die Pflege, in eine Kita, nicht in den Einzelhandel oder in die Verwaltung gehen“, führt Knecht aus. Oder wenn jemand ungern mit Elektronik zu tun hat, dann sind Berufe wie Kfz-Mechatroniker, Vermessungstechniker und Co die falsche Wahl.
Was macht mir außerhalb der Schule Spaß?
Dann der Blick auf die Kompetenzen: „Was kann ich denn außerschulisch besonders gut, in welchem Sachgebiet hab ich besonders viel Wissen?“ Immerhin: In Ausbildung und Beruf lassen sich Sparten-Interessen erheblich leichter integrieren als es in der Schule mit dem festgezurrten Lehrplan möglich ist.
Und dann: „Welche Softskills habe ich? Bin ich besonders zuverlässig oder teamfähig? Kann ich eine Gruppe gut anführen oder halte ich sie lieber zusammen? Bin ich handwerklich geschickt? Arbeite ich besonders sorgfältig? Liegt mir das Arbeiten mit Metall oder Holz? Arbeite ich gerne mit Maschinen oder brauche ich bei der Arbeit vielleicht viel Abwechslung? Möchte ich vielleicht gerne draußen arbeiten oder habe ich eine Allergie? Stück für Stück könne man sich mit solchen Fragen der richtigen Antwort nähern.
Schwierig, wenn alles eine Option wäre
Richtig schwierig sei es dann, wenn die Schülerinnen oder Schüler, sich im Grunde alle möglichen Berufe vorstellen könnten, wenn alles eine Option scheint. In dem Fall rät Knecht, einfach mal irgendwo anzufangen. Schließlich erweitere jeder Arbeitnehmer im Laufe der Jahre seinen eigenen Beruf oftmals um die Möglichkeiten, die ihm seine Persönlichkeit bietet.
„Die Berufsbiografien, in denen man eine Ausbildung macht und dann 45 Jahre bei dem Arbeitgeber in genau dem Job bleibt, gibt es heute eigentlich kaum noch.“ Und wer behauptet, dass nach einer abgeschlossenen Ausbildung Schluss sein soll mit Lernen? Danach lässt sich noch eine weitere Ausbildung anschließen. Nicht selten eröffnet ein erfolgreicher Abschluss oder eine angeschlossene Fachhochschulreife den Weg zu anderen Ausbildungszielen, etwa an der Fachhochschule.
Hilfreich: Praktika, Ferienjobs, Hobbys
Wichtig findet Knecht: „So viele Praktika wie möglich machen!“ In jedem Fall mehr, als von der Schule vorgesehen sind. Und zwar nicht nur im Sommer. Die Oster- und Pfingstferien etwa dauerten jeweils zwei Wochen – da biete es sich durchaus an, eine der Wochen für die eigene Orientierung im Leben zu nutzen. Schulpraktika gibt es in der Regel ab der 7. Klasse, danach können Jugendliche auch auf eigene Faust losziehen und sich verschiedene Berufe ansehen. Das rät er auch Gymnasiasten, in deren Schullaufbahn nur zwei Praktika vorgesehen sind.
Ebenso effektiv seien Ferien- oder Nebenjobs. Der große Vorteil ist selbstredend der Verdienst, der beim Zeitungsaustragen oder Jobben am Band hinzukommt. Und: Die Erwartung des Arbeitgebers ist erheblich höher als jene an einen Praktikanten. So lässt sich noch viel leichter der echte Arbeitsalltag mit Pflicht zum Abliefern testen. Dazu kommt: Wer viele Praktika und Ferienjobs gemacht hat, ist für spätere Arbeitgeber interessanter als andere, zeugt das Engagement schließlich von Ehrgeiz und Zielstrebigkeit.
Knecht berät Lehenbach- und Realschüler
Außerdem hilfreich sei es, Hobbys zu pflegen. Und dies nicht nur, weil’s Spaß macht. Wer in der Kirchengemeinde, im Musik- oder Sportverein oder bei der Feuerwehr Einsatz zeige, lerne viel über sich selbst und seine eigenen Fähigkeiten.
Markus Knecht berät Remshaldener und Winterbacher Jugendliche im Rahmen des Jobpoints. Er begleitet Jugendliche auf dem Weg in die Arbeitswelt. „Viele kommen über die Schulen zur Beratung, andere weil Knecht schon Freunden oder Geschwistern weitergeholfen hat.“ Der Jobpoint ist eine Kooperation des Vereins „Aufbruch Remshalden“ mit dem Kreisdiakonieverband Rems-Murr-Kreis und der Evangelischen Kirchengemeinde Hebsack-Rohrbronn. Start dieses Projekt war im Jahr 2011. Der offene Beratungstreff ist (außerhalb der Ferienzeiten) von Montag und Mittwoch von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Eine Terminvereinbarung ist nicht zwingend notwendig, ist jedoch für vertrauliche Angelegenheiten unter m.knecht@kdv-rmk.de möglich.