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„Ready, Steady, Go“ – Aus dem Planspiel kann Ernst werden

So ein Bewerbungsgespräch kann schon richtig aufregend sein: Schließlich geht es um nichts Größeres oder Wichtigeres als die eigene Zukunft, eine echte Weichenstellung für das eigene Leben. Gut, dass so etwas trainiert werden kann. Das Projekt JobPoint – eine Kooperation des Vereins Aufbruch Remshalden, des Kreisdiakonieverbands und der evangelischen Kirchengemeinde Hebsack-Rohrbronn – organisiert seit sechs Jahren das Planspiel „Ready, Steady, Go“ an der Realschule in Remshalden.

Aus diesem Spiel kann durchaus Ernst werden, denn es treten echte Akteure an: Vertreter von 27 Firmen sind an diesem Donnerstagvormittag im Juni aus der Region an die weiterführende Schule gekommen und führen mit allen 84 Neuntklässlern Einzelgespräche.

„Wir profitieren von diesem Tag, weil wir tolle Leute kennen lernen, die wir gerne gewinnen würden“, sagt Pascal Koch von Burger Schloz. Normalerweise kümmert sich der Mann von der Ausbildungsabteilung um die 120 Azubis des Autohauses mit verschiedenen Standorten im Umkreis. An diesem Vormittag ist er aus Uhingen angereist und spricht unter anderem mit Tobias Krohn. Der 15-jährige möchte Kfz-Mechatroniker oder Karosseriebauer werden. Beide Berufe und die Ausbildung dazu gibt es bei Burger Schloz. „Diese Berufe gefallen mir, weil ich in meiner Freizeit an Autos arbeite“, sagt der Schüler. Das und auch die Bewerbungsunterlagen beeindrucken Pascal Koch. „Er hat sich im Vorstellungsgespräch gut präsentiert und kennt die Technik schon überdurchschnittlich gut.“ Möglich also, dass sich Tobias Krohn in einem Jahr mit einem Ausbildungsvertrag bei Burger Schloz befindet.

„Die Firmen bringen sich gerne ein, um an potenzielle Auszubildende zu kommen“, erzählt Heinrich Filipitsch vom Team JobPoint im Verein Aufbruch. Derzeit gebe es wieder mehr Stellen als Bewerber und Firmen, die verzweifelt Azubis suchen. Viel Zeit hat der Ehrenamtliche dieses Jahr wieder investiert und die Firmen nach den Berufswünschen der Neuntklässler zusammengetrommelt. Im Vorfeld mussten die Neuntklässler mindestens drei Ausbildungsberufe oder zwei Berufe und eine weiterführende Schule angeben. Aus diesen Informationen stellte schließlich das Programm JobPoint vom Verein Aufburch die Firmen zusammen.

„Wir haben drei Schülerinnen, die Tierpfleger werden wollen. Deswegen ist heute auch eine Tierärztin dabei“, erzählt Heinrich Filipitsch. Unter den Firmen, die nach Remshalden gekommen sind, finden sich auch bekannte Namen wie Kärcher, AOK, die Oskar Frech GmbH oder Robert Bosch. Aber auch kleinere Betriebe wie das Lamm aus Hebsack, das Weingut W. Häfner oder ein Physiotherapeut ebenso wie die Gemeindeverwaltung Remshalden sind bei dem Planspiel mit von der Partie. Seit vier Jahren ist auch der freiberufliche Coach Bernhard Fuchs dabei – allerdings ehrenamtlich und nicht für Bewerbungsgespräche. Der Berater ist sonst für die Automobilindustrie tätig oder übt die Kommunikation zwischen Arzt und Patient und ist auf diese Weise in der Kommunikationsvermittlung tätig.

Bei „Ready, Steady, Go“ coacht er Gruppen von Jugendlichen im 30-Minuten-Takt, ob ihre Berufswünsche auch tatsächlich zu ihnen passen. „Hast du eine Idee?“ fragt Fuchs und setzt sich direkt vor einen Schüler rittlings auf den Stuhl. Flugs und direkt stellt der Coach Fragen, fordert die jungen Teilnehmer heraus, nachzudenken. „Smarte Ziele braucht ihr“, sagt Bernhard Fuchs. Smart – das heißt: sinnvoll, messbar, anspruchsvoll, realistisch, terminiert. So zerlegt er Wünsche bei dem einen oder bekräftigt eine andere in ihrer Wahl.

Beeindruckt verlassen die Jugendlichen nach einer halben Stunde den Raum. Interessant sei, was sie da gelernt haben. Und vielleicht auch nachhaltig. „Ich komme her zu diesem Planspiel, weil ich mit beitragen möchte, dass junge Menschen einen guten Weg, ihren Weg gehen“, sagt Bernhard Fuchs. Sein Mini-Seminar sieht er als Hilfsmittel für Klarheit. „Es ist auch wichtig zu wissen, was man nicht machen möchte.“

Zwischen den Bewerbungsgesprächen oder der Station beim Coach gibt es an diesem Tag auch Eignungstests bei der AOK. Eine weitere Station ist die Berufsberatung der Arbeitsagentur. Auch Informationen zum Bundesfreiwilligendienst oder zum Freiwilligen Sozialen oder Ökologischen Jahr nehmen die Jugendlichen mit. Wer wann wohin gehen muss, steht auf einem ausgeklügelten Plan. Am Checkpoint melden sich die Schüler zwischen ihren Stationen und werden dann weitergeschickt zum nächsten Gespräch. Heinrich Filipitsch ist überzeugt, dass dieser Tag den Jugendlichen viel bringt. „Das Gute ist, dass die Schüler bei unserem Planspiel immer eine Bewertung bekommen“, sagt Filipitsch. Und das geschiegt ein Jahr vor ihrem Schulabschluss – also mit genügend Zeit zum Reagieren. Das sei auch wichtig, denn in manchen Fällen könne diese Bewertung auch mal sehr schlecht ausfallen. Aber: „Das wirkt unglaublich stärker, als wenn die Eltern oder Lehrer etwas sagen“, betont Heinrich Filipitsch.