Automatisch gespeicherter Entwurf

Training für den Ernstfall „Bewerbung“

Planspiel „Ready-Steady-Go“ an der Grunbacher Ernst-Heinkel-Realschule Remshalden-Grunbach. Mit Blazer und geputzten Schuhen sind die Schülerinnen und Schüler zur Schule gekommen. Dies nicht, weil die Teenager plötzlich ihren Sinn für gediegene Kleidung entdeckt hätten. Nein, der Verein Aufbruch hat zum Planspiel „Ready-Steady-Go“ geladen. Hier können die zukünftigen Azubis Bewerbungsgespräche, Einstellungstests und vieles mehr trainieren.

„Warum willst du denn Maschinenschlosser werden?“, fragt Personalerin Julia Guglhör von der Firma Klingele. Der junge Neuntklässler rutscht unsicher auf dem Stuhl herum. ,Da bearbeitet man Metall“. das mag der Teenager gerne. ,Und haben Sie sich auch bei anderen Unternehmen beworben?“ Nein, hat er nicht. „Wo sehen Sie sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren?“, will die Personalerin der Remshaldener Firma nun wissen. „Da hab ich mir noch net so Gedanken drüber gemacht“, gibt der Schüler zu. ,Warum sollten wir Sie denn einstellen?“ Er arbeite gern im Team und sei handwerklich geschickt, erklärt der junge Mann. Wirkungsvolle Tipps von der Personalerin helfen.

So schleppt sich das Gespräch, das eine Übung für den späteren Ernstfall in Sachen Bewerbungsgespräch sein soll, dahin. Am Ende gibt’s eine ehrliche Rückmeldung von der Personalerin an den Schüler. Erheblich mehr hätte er reden können und sollen. „Je mehr du plapperst, desto weniger blöde Fragen kann ich stellen.“ Die vier in Religion wäre dann vermutlich niemals zum Thema geworden. So aber hatte sich der Junge erklären müssen. Dass die Bewerber von sich aus berichten, was sie an dem Beruf, zu dessen Ausbildung sie sich bewerben, begeistert, ist wichtig. Genauso wesentlich ist es, aus dem eigenen Leben zu erzählen, was sind Hobbys, welche Dinge interessieren den Bewerber. „Die jungen Leute, die sich für Ausbildungsplätze vorstellen, haben ja noch nicht so viel Lebenserfahrung, da gibt’s noch nicht so viel, worüber man sich unterhalten kann“, erklärt Julia Guglhör aus der Praxis. Ausschlaggebend für die Einstellung ist aber außer fachlicher Geschicklichkeit auch, ob die Bewerber überhaupt ins Team passen. Schon etliche Einstellungsgespräche hat sie geführt. „Da sitzen wirklich die unterschiedlichsten Leute vor einem.“

Damit die Schüler der Remshaldener Ernst-Heinkel-Realschule zu den besseren gehören, hat der Verein „Aufbruch Remshalden“ zusammen mit der Schulsozialarbeiterin das Planspiel Ready-Steady-Go umgesetzt. An einer Station stellt der Verein seinen Jobpoint vor. Das Firmennetzwerk umfasst inzwischen schon rund 130 Unternehmen. Mit Hilfe des Netzwerkes gelingt es dem Verein, Schüler und Praktikumsplätze zueinanderzubringen. In einem weiteren Raum kann unter Federführung der AOK ein Einstellungstest geprobt werden. Elke Mayerle vom Jobpoint weiß, dass die meisten der Schüler einen Test mit Fragen zur Allgemeinbildung gut absolvieren müssen, bevor sie eine Chance haben, einen Ausbildungsplatz zu bekommen.

Außerdem können die 95 Schüler an diesem Tag Vorstellungsgespräche für drei verschiedene Berufsgruppen ausprobieren. Mit dabei sind unter anderem die Firmen Frech, Reha-Welt, die Kreissparkasse, Schnaitmann, Burger-Schloz, E. Deiss, B. Knauer, die Gemeinde Remshalden, der CJD und die Arbeitsagentur. Weil es nach jedem Gespräch eine mündliche und schriftliche Bewertung gibt, haben die Jugendlichen dabei die Möglichkeit, sich von Gespräch zu Gespräch zu verbessern.

Dass solche Vorbereitungstage sinnvoll sind, findet Personalerin Julia Guglhör in jedem Fall. „In den vergangenen Jahren sind unsere Bewerber viel sicherer geworden, die Unterlagen sehen besser aus.“ Das Training gehe nicht spurlos an den Schülern vorbei. Angesichts der beinahe unüberschaubaren Vielzahl von Ausbildungsberufen sei es für die Jugendlichen aber unfassbar schwer, den Beruf zu finden, der sie für einen großen Teil ihres Lebens begleiten soll. Schließlich wisse kaum einer mit 15 Jahren, in welche Richtung das Leben zehn Jahre später führen solle. Aber eins sei ganz wichtig: „Mit einem Realschulabschluss und einer guten Ausbildung hat man so viele Möglichkeiten. Karriere kann man auch ohne Abi und Studium machen.“

Orginal Zeitungsmeldung als PDF